
Eine Treppe voller Bücher
Jutta Treiber empfängt uns herzlich. Ob wir einen Kaffee möchten, fragt sie sogleich, vielleicht einen Ameisenguglhupf oder Rumkugeln, und schon verschwindet sie in der Küche, um flugs mit allem, was eine Spätnachmittagsjause so fein macht, wieder zu erscheinen. Die karmesinrote Brille passt im Farbton exakt zum Pulli, dazu ihre strahlenden Augen und das freundliche Lächeln. Es ist schön, so mit ihr auf der Terrasse zu sitzen.
Jutta Treiber hat über 50 Bücher geschrieben, die in 23 Sprachen, darunter auch Chinesisch übersetzt wurden und rund 3.000 Lesungen in 22 Ländern absolviert. Das Buch „Der blaue See ist heute grün“, wurde gar in 13 Sprachen übersetzt und brachte ihr den Österreichischen Jugendbuchpreis. „Ja, ich mag meine Bücher, aber nicht alle gleich gern. Es gibt Lieblingskinder, Sorgenkinder und dann welche, bei denen ich mich geplagt habe und andere, die nur so rausgeflutscht sind“, erzählt sie uns.
Ich möchte einmal Märchendichterin werden
Treiber schrieb schon als Drittklässlerin in einem Aufsatz: „Ich möchte einmal Märchendichterin werden“. Bis es mit der Schriftstellerei so weit war, kamen noch ein paar Berufswünsche, wie Stewardess, Ärztin, Dolmetscherin oder Diplomatin hinzu. Schließlich studierte sie Germanistik und Anglistik und wurde Lehrerin. 1977, als ihr erstes Buch, „Ich will eine Geschichte schreiben“ erschien, wie auch bei den zwei folgenden „Geometrisches Stück“ und „Oli und Purzelbaum“ unterrichtete sie noch. 1988 gab sie sich dann ganz der Schriftstellerei hin.
Sehr vieles in ihren Büchern ist autobiographisch gefärbt. Menschen erzählen ihr oft Geschichten, manchmal fragt sie, ob sie eine davon haben darf, manchmal „stiehlt“ sie sie einfach. Sie schreibt am liebsten am Vormittag oder wieder am Abend und in der Nacht. Nachmittags sei nichts mit ihr anzufangen, erst nach 16.00 Uhr würden ihre Lebensgeister wiedererwachen. Wahrscheinlich gibt es südländische Vorfahren und von daher hat sie gelernt, wie man am besten Energie tankt – mit einer Siesta.
Treppe voller Bücher – Stufe für Stufe
Im Jänner feiert sie ihren 70. Geburtstag. Auf die Frage, was sie sich wünsche, kommt gleich als erstes, „dass es der Familie gut geht. Denn, wenn es der gut geht, dann geht es auch mir gut“. Dann fügt sie noch an: „Ich wünsche mir, dass sich die Weltsituation zum Besseren wendet, dass es nicht so weit nach rechts geht, dass es nicht so nationalistisch ist“.
Vor kurzem machte sie eine Führung durch ihr Haus und legte dazu alle ihre Bücher auf die Wendeltreppe – Stufe für Stufe ein Buch. Oben angelangt, sah man das jüngste Werk „Halt den Mund, sagte Mutter und dann starb sie“. Weil sie wusste, dass wir sie besuchen würden und weil „die Biachln net von söba ins Regal zruck ghupft san“ lagen sie noch da, als riesiger Schatz einer großartigen Schreiberin.
Lieblingsplätze im Burgenland
Zu jeder Jahreszeit Rust und der Neusiedler See, in Eisenstadt die Hauptstraße, der Schlosspark und die Gloriette, ihr Zuhause und der Steinbruch in Oberpullendorf und dann noch Kohfidisch mit dem Csaterberg.